Ich finde es immer wieder erstaunlich, wenn ich Insekten im Herbst entdecke. Dabei ist das gar nicht so ungewöhnlich. Schließlich gibt es auch Insekten im Winter. Über Winterinsekten hatte ich auch schon einmal geschrieben: Insekten im Schnee. Jedenfalls habe ich an einem Fenster einen Falter entdeckt. Es war ein Federfühler-Herbstspanner.
Er ist warm eingepackt und es sieht fast so aus, als hätte er ein Fell. Doch die langen Haare halten ihn nicht nur warm. Sie schützen ihn auch vor Fledermäusen.
Der Federfühler-Herbstspanner
Der Federfühler-Herbstspanner wird wegen seiner vielen Haare auf dem Rücken auch Haarrückenspanner genannt. Manche nennen ihn wegen seiner Fühler, die wie Federn aussehen, Federspanner. Und Federfühler-Herbstspanner heißt er, weil er so hübsche Fühler hat und du ihn im Herbst beobachten kannst. Er fliegt nämlich von September bis November. Seine Flügelspannweite beträgt etwa fünf Zentimeter. Damit ist er ein relativ großer Nachtfalter.
Haare als Schutz vor Fledermäusen
Und weil er ein Nachtfalter ist, sind wir auch schon bei den Fledermäusen. Die fressen Nachtfalter nämlich für ihr Leben gern. Vielleicht weißt du schon, dass Fledermäuse in der Dunkelheit mit ihren Ohren “sehen”. Sie stoßen einen sehr hohen Ton aus. Der Frequenzbereich, in dem sie rufen, ist so hoch, dass wir Menschen den Ton nicht hören können. Wir nennen diesen Frequenzereich Ultraschall. Wenn der Ultraschall auf einen leckeres Insekt trifft, wird er von dem Insekt zurückgeworfen und trifft wieder auf die Ohren der Fledermaus. Die weiß dann, aha, da ist ein leckeres Insekt. Da sie dann auch weiß wo das Insekt ist und in welche Richtung es fliegt, kann sie es fangen und fressen.
Den Insekten gefällt das nicht so gut. Deshalb haben auch sie alle möglichen Strategien entwickelt, damit Fledermäuse sie nicht so gut “sehen” können. Der Federfühler-Herbstspanner hat sich dafür Haare wachsen lassen. Denn der Schall kommt am besten zurück, wenn er auf eine möglichst glatte Oberfläche trifft. Eine haarige Oberfläche wirft den Schall nicht so gut zurück. Dann weiß die Fledermaus vielleicht nicht, wie weit der Federfühler-Herbstspanner weg ist oder in welche Richtung er fliegt. Und so kann sie ihn auch nicht so gut fangen.
Federfühler-Herbstspanner sehen unterschiedlich aus
Nicht alle Federfühler-Herbstspanner sind so leuchtend orange wie der auf den Fotos. Es gibt hellere, dunklere, gräuliche, manche sind bräunlich, andere leicht orange. Wir sagen dann, die Falter sind sehr variabel. An der Zeichnung auf den Flügeln kannst du ihn aber erkennen. Federfühler-Herbstspanner haben die beiden typischen dunklen Linien auf ihren Oberflügeln. Am Rand der Flügel haben sie jeweils zwei dunkle Flecken. Der untere der beiden Flecken hat einen hellen Kern.
Der Falter hier ist übrigens ein Männchen. Nur die Männchen haben federartige Flügel. Die Flügel der Weibchen sind nicht gefiedert. Außerdem sind die Männchen etwas größer als die Weibchen. Zwar können die Weibchen auch fliegen, sie sind aber eher flugfaul. Meist sitzen sie gut getarnt an Bäumen. Dort warten sie auf das Männchen, um sich mit ihm zu paaren.
Nach der Paarung legt das Weibchen die Eier an verschiedene Laubbäume. Das sind zum Beispiel Ahorn, Birke, Buche, Ulme, Apfelbäume, Weiden, Weißdorn … Die Eier überwintern dort. Die Raupen schlüpfen im Mai des nächsten Jahres. Im Juli verpuppen sie sich zum fertigen Falter. Dafür verkriechen sie sich in den Boden.
Die Fühler der Männchen sind sensible Riechorgane, mit denen sie die Duftstoffe der Weibchen riechen. Die Duftstoffe nennen wir Pheromone.
Die feinen federartigen Härchen an den Fühlern sind übrigens nicht gerade, wie bei echten Federn. Sie sind leicht gebogen. Ein bisschen kannst du das schon auf dem Bild oben sehen. Hier sieht man es noch besser.
Das ist übrigens die Unterseite des Federfühler-Herbstspanners. Die konnte ich fotografieren, weil der Falter ja an einer Scheibe saß. Du siehst, auch seine Unterseite ist behaart.
Auch hier kannst du sehen, dass die Härchen an seinen Fühlern gebogen sind.
Der lateinische Name des Federfühler-Herbstspanners ist übrigens Colotois pennaria. Federfühler-Herbstspanner sind zwar weit verbreitet, aber dort, wo sie leben, sind sie relativ selten.
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Wir sind wieder verlinkt: Der Naturdonnerstag, Ein Fachwerkhaus im Grünen.
19. November 2020 um 9:06
Wie schön, dich wieder beim Natur-Donnerstag begrüßen zu können !
Dafür ganz lieben Dank
19. November 2020 um 9:27
Gerne, liebe Jutta :)
18. November 2020 um 18:39
Ach ja, ich hätte auch gerne so einen Federfühlerspanner an meiner Scheibe sitzen, damit ich ihn genau beobachten kann? So gut getarnt und zudem nachtaktiv, da stehen meine Chancen schlecht ihn in der freien Natur zu beobachten?
An der Scheibe meiner Terrassentür saß Vorgestern eine Punktschrecke mit nur noch einem Bein, am anderen Morgen lag sie tot auf der Erde, sie tat mir leid.
LG Heidi
19. November 2020 um 9:26
Das stimmt. Weil er so gut getarnt ist, wenn er an Zweigen, Ästen oder Blättern sitzt, sieht man ihn dort praktisch nicht :)
Eine Schrecke mit mit nur noch einem Bein habe ich noch nie gesehen. Auch wenn es gar nicht so selten ist, dass ihnen ein, zwei Beinchen fehlen.
Liebe Grüße
Silke
18. November 2020 um 18:28
Ein hübscher Falter, liebe Silke, und wieder spannende Erklärungen. Danke dafür.
Herzliche Grüße – Elke (Mainzauber)
19. November 2020 um 9:23
Liebe Elke, ein Beitrag ohne Spinne. Extra für dich ;) Aber eine hätte ich noch :)
Liebe Grüße
Silke