In meinem Garten wohnt eine Blindschleiche. Ich habe sie schon öfter gesehen, aber vor ein paar Tagen blieb sie lange genug regungslos liegen, sodass ich den Fotoapparat holen konnte. Zuerst dachte ich, sie sei tot. Sie lag auf der Terrasse und rührte sich nicht, selbst als ich mich ihr näherte. Sofort schoss mir durch den Kopf: “Wieder eine der Katzen.” Tote Zauneidechsen finde ich leider öfter. Und welches Tier lässt seine Beute einfach liegen? Aber nachdem ich ein paar Fotos gemacht habe, ist sie dann doch ganz gemächlich im Beet verschwunden. Dass sich eine Blindschleiche in meinem Garten wohl fühlt, empfinde ich als große Auszeichnung. Aber was brauchen Blindschleichen eigentlich und wie leben sie?
Die Blindschleiche ist ein faszinierendes Reptil, das oft mit Schlangen verwechselt wird. Doch sie gehört zur Familie der Schleichen und ist eng mit den Eidechsen verwandt. Sie ist also eine Echse. Schon der lateinische Name der Blindschleiche “Anguis fragilis” zeigt diesen Irrtum. Anguis ist das lateinische Wort für Schlange. Aber Blindschleichen haben winzige, zurückgebildete Beinknochen, die unter der Haut verborgen sind – ein Überbleibsel ihrer evolutionären Vergangenheit. Schlangen hingegen sind beinlos.
Die zerbrechliche Schleiche
Der zweite Namensteil, fragilis, deute auf ihr Zerbrechlichkeit hin. Denn der Schwanz von Blindschleichen hat mehrere Sollbruchstellen. So können Blindschleichen bei Gefahr einen Teil ihres Schwanzes abwerfen. Die Schleiche verschwindet dann im Dickicht und der Schwanz bleibt wild zuckend zurück. Das soll Feinde ablenken. Und bei Vögeln und Säugern funktioniert das ganz gut. Allerdings wächst der Schwanz nur als sehr kurzer, kleiner Stummel nach.
Die Haut von Blindschleichen glänzt metallisch und ist mit glatten Schuppen bedeckt, die sie vor Austrocknung schützen. Vermutlich kommt daher auch ihr Name. Denn Blindschleichen sind keineswegs blind. Ihr Name kommt vermutlich aus dem Althochdeutschen und hieß so etwas wie “blendene oder glänzende Schleiche”. Blindschleichen können sehr alt werden. In Gefangenschaft ist ein Alter von über 45 Jahren belegt. Blindschleichen sind in ganz Europa verbreitet und ernähren sich von Nacktschnecken, Würmern, Insekten und deren Larven und anderen Kleintieren. Blindschleichen sind also natürliche Schädlingsbekämpfer.
Eigentlich sind Blindschleichen noch weit verbreitet und nicht selten. Zudem gelten sie als Kulturfolger, denn viele von Menschen geschaffene Landschaften, boten Blindschleichen ideale Lebensräume. Und obwohl sie mit vielen Lebensräumen zurecht kommen, machen auch ihnen die intensive Landwirtschaft, Monokulturen und der Straßenverkehr sehr zu schaffen.
Blindschleichen im Garten
Ein Grund mehr, Blindschleichen im eigenen Garten zu fördern. Dafür brauchen sie Versteckmöglichkeiten, wie und dicht bewachsene Beete, filzige Wiesen, Laubhaufen, Totholz- oder Steinhaufen. Schließlich haben Blindschleichen ziemlich viele Feinde und denen haben sie kaum etwas entgegen zu setzen. Angefangen bei den vielen Katzen, die durch unsere Gärten streifen, sind Igel, Marder, Fuchs, verschiedene Vogelarten und Schlangen ihre Gegener. Unter anderem die Schlingnatter. Auch die gibt es in meinem Garten. Zudem bieten Gärten, wenn sie denn keine Stein oder englische Rasenwüsten sind, die natürlichen Strukturen, die Schnecken, Würmer und Insekten anlocken – die Hauptnahrung der Blindschleiche.
Zwar sind Blindschleichen noch nicht gefährdet. Trotzdem stehen sie, wie alle heimischen Reptilien, in Deutschland unter strengem Schutz. Und ihr Lebensraum wird immer knapper. Mit ein paar einfachen Maßnahmen kannst du deinen Garten zu einem Paradies für diese nützlichen Tiere machen. Du kannst im Herbst zum Beispiel etwas Laub liegen lassen oder gezielt kleine Haufen aus Ästen und Laub anlegen. Das freut nicht nur die Blindschleiche, sondern auch Igel, überwinternde Insekten und Spinnen und anderes Getier, das im Winter eine geschützte Bleibe sucht. Flache Steine oder Baumstämme bieten Unterschlupf und Sonnenplätze und dichte Bodendecker bieten Versteck und halten die Feuchtigkeit. Auch Schneckenkorn und alle Schneckenkorn-Alternativen sollten ein Tabu sein. Denn sie sind ein großes Problem für Blindschleichen. Blindschleichen regulieren den Schneckenbestand auf natürliche Weise.
Der Lebenszyclus der Blindschleiche
Blindschleichen begeben sich im Oktober in Winterruhe. Dazu suchen sie frostsichere Verstecke auf. Das können Stein- oder Totholzhaufen, Erdlöcher oder Ähnliches sein. Den Winter verbringen sie dann in Ruhestarre, bis März/April des folgenden Jahres. Gewöhnlich finden im Mai/Juni die Paarungen statt. Die Jungtiere kommen dann im August/September in einer Eihaut zur Welt. Die Eihaut zerreißen die Jungtiere bei oder kurz nach der Geburt. Meist besteht ein Wurf aus sechs bis etwa fünfzehn Jungtieren. Bei der Geburt sind die Jungtiere bis etwa zehn Zentimeter groß. Sie nehmen vor dem Winter kaum an Gewicht zu und begeben sich etwas später in die Winterruhe als die ältere Blindschleichen.
Blindschleichen sind meist in der frühen Morgen- und Abendstunden aktiv. Wenn es feucht ist, kann man sie auch tagsüber antreffen. Dabei sind sie sehr anpassungsfähig, was den Lebensraum betrifft. Man trifft sie in Laubwäldern, am Waldrand, an Bahndämmen, Wegrändern, in Moor- und Heidegebieten, in Parks und naturnahen Gärten. Eigentlich mögen Blindschleichen es feucht. Und so kommen sie auch vergesellschaftet mit Waldeidechse und Kreuzotter vor. Doch genauso findet man sie gemeinsam mit den trockenheits- und wärmeliebenden Arten Zauneidechse und Schlingnatter. Das ist in meinem Garten der Fall.
Blindschleichen kann man an ihrem Kopf von Schlangen unterscheiden. Der Kopf von Blindschleichen geht, anders als der von Schlangen, nahtlos in den Körper über. Schlangen haben einen etwas verdickten Kopf und werden zum Körper hin etwas schmaler. Außerdem sind die Bewegungen der Blindschleiche nicht so flüssig, wie die einer Schlange.
Fazit: Ein Garten voller Leben
Blindschleichen sind nicht nur faszinierende Tiere, sondern auch wertvolle Helfer im Garten. Indem du ihren Lebensraum schützt und förderst, trägst du zum Erhalt der Artenvielfalt bei – und hast weniger Schnecken im Salat! Die Vielfalt und die überraschenden Begenungen in meinem Garten, bestätigen mir immer wieder, dass das naturnahe Konzept aufgeht. Es muss kein Chaos im Garten herrschen. Es muss noch nicht einmal unordentlich sein. Aber es braucht verschiedenste Strukturen, eine dichte Bepflanzung und auch heimische Arten. Ich jedenfalls freue mich auf weitere Begegnungen mit meinen neuen Mitbewohnern.
Ein trauriger Nebenaspekt der Verwechslung
Viele Menschen verwechseln Blindschleichen mit Schlangen und töten sie aus Angst. Dabei würde es reichen, einfach Abstand zu halten. Warum muss man ein Lebewesen töten, weil man es selbst nicht mag? Das werde ich nie verstehen.
Wie stehst du dazu? Und hast du auch schon Blindschleichen in deinem Garten entdeckt? Wie gestaltest du deinen Garten naturnah? Teile deine Erfahrungen in den Kommentaren.
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