Schön ist sie ja schon, die Goldfliege, oder? Klar, Fliegen sind nicht so grazil geformt wie Wespen oder Bienen, mit ihren schlanken Taillen. Aber grün schillernd auf den rosaroten Blüten des Zitronenthymians … ich finde, das hat was. Goldfliegen gehören zu den Schmeißfliegen und sowohl sie selbst alsauch ihre Larven sind in der Natur überaus nützlich. Sie beseitigen all das, womit wir nicht so gerne zu tun haben. Natürlich können sie deshalb bei Mensch und Tier auch schwere Krankheiten auslösen. Und trotzdem helfen uns Goldfliegen in der Medizin bei der Wundbehandlung.

Goldfliegen-Larven mögen das, was wir nicht so gerne mögen: Kot, Aas, vergammelte Feststoffe, von Tieren und Pflanzen. Die Imagines, also die ausgewachsenen Insekten dagegen mögen süße Pflanzensäfte, wie zum Beispiel Nektar. Doch weil sie ihre Eier dort ablegen, wo die Larven dann auch etwas zu fressen finden, sieht man sie eben auch oft auf allem möglichen, was stinkt. Und wenn sie vorher auf Kot oder Aas gesessen haben, können sie natürlich auch bei Menschen und Tieren Infektionen auslösen.

So leben Goldfliegen

Goldfliegen (Lucilia sericata) werden fünf bis elf Millimeter groß und sind goldgrün metallisch gefärbt. Sie kommen fast überall auf der Welt vor. Die Larven fressen, anders als andere Schmeißfliegen, lieber frisches Aas und ernähren sehr gerne von absterbendem, entzündetem Gewebe. Daher legen Goldfliegen ihre Eier besonders gerne in offenen Wunden ab. So können sie auch ein Problem für Tiere mit langem Fell, wie Schafe werden.

Die manchmal von Kot und Urin verschmutzte Wolle von Schafen, übt eine große Anziehung auf Goldfliegen aus. Und in der Wolle können sich die Larven gut festhalten. Für die Tiere sind dann nicht nur offene Wunden ein Problem, die Fliegen legen ihre Eier auch in der Nähe der Ohren ab. Gut verankert in der Wolle, schaffen es die Larven dann auch, gesundes Gewebe anzugreifen. Die Maden lösen dabei eine so genannte Myasis oder auch Fliegenmadenkrankheit aus, die, unbehandelt, zum Tod der Tiere führen kann.

Goldfliegenlarven in der Wundbehandlung

Die Überlieferung, dass Fliegenlarven bei der Wundbehandlung helfen können, ist schon mehrere hundert Jahre alt. Und auch im letzten Jahrhundert, während der Weltkriege, haben Mediziner die Beobachtung gemacht, dass von Fliegenlarven infiziertes Gewebe oft sehr gut heilte. Noch in den 1980er Jahren haben Militärärzte bei schlechter Versorgung auch die Wundbehandlung mit Maden empfohlen. Doch das Problem bei der Madentherapie ist zum einen die Zuorndung der Maden. Denn es gibt auch Maden, die sich in gesundes Gewebe bohren. Zum anderen treiben sich die Fliegen – und die Maden – nicht gerade in sterilen Umgebungen herum.

Unter anderem deshalb hat die Entdeckung von Penicillin Anfang des 20. Jahrhunderts die Madentherapie fast vollständig zurückgedrängt. Doch eher zufällig haben Ärzte am Medical Centre der University of California, Los Angeles Ende der 1980er Jahre bei einer von Maden besiedelten Wunde festgestellt, dass diese Wunde besonders sauber war. Daher wurde auf dem Gebiet der Madentherapie wieder geforscht. Inzwischen gibt es Pharmaunternehmen, die sterile Goldfliegenlarven züchten und vertreiben. Denn Goldfliegenlarven können sich auf menschlicher Haut nicht halten und daher auch praktisch kein gesundes Gewebe angreifen.

Die Madentherapie

Für die Madentherapie werden die Goldfliegenlarven auf die entsprechende Wunde gesetzt. Dort scheiden sie Sekret aus, das Enzyme enthält, die das absterbende Gewebe verflüssigen. Diese Flüssigkeit nehmen die Larven als Nahrung auf. Zusätzlich enthält die Flüssigkeit auch antibakterielle Substanzen. Nach einigen Tagen sind die Maden dick und rund gefressen und müssen durch neue Maden ersetzt werden.

Natürlich ist die Madentherapie umstritten. Denn zum einen haben etwa ein Drittel der Patienten deutliche zusätzliche Schmerzen und sind daher auf Schmerzmittel angewiesen. Außerdem ist es doch ziemlich verständlich, dass es eine gewisse Überwindung kostet, sich Maden in eine Wunde legen zu lassen. Trotzdem wird die Madentherapie auch heute vor allem bei “hoffnungslosen” Fällen angewendet. Das liegt auch daran, dass die Antibiotikaresistenzen bei Bakterien zunehmen und sich dadurch manche Wunden mit Antibiotika nicht mehr behandeln lassen.

Wenn dich das Thema interessiert, bei Wikipedia gibt es einen intgeressanten Artikel zur Madentherapie.

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