In den letzte Tagen hat sich bei uns ein kleines Drama abgespielt. Wir hatten eine offensichtlich kranke Kohlmeise in unserem Garten. Sie saß manchmal in unseren Beet, manchmal im Rasen und manchmal an unsere Hauswand. An der Hauswand hat sie sich zwischen den Töpfen versteckt.
Fliegen konnte sie jedenfals nicht mehr, nur noch ein bisschen flattern. Und geflattert ist sie, als ich versucht habe sie zu fangen. Sonst ist sie eigentlich nur gehüpft.
Die kranke Kohlmeise
Mir war ein paar Tage vorher schon eine Kohlmeise aufgefallen, die sich viel ruhiger verhalten hat, als es Kohnlmeisen normalerweise tun. Wenn ihr eine Futterstelle habt, wisst ihr, was ich meine. Kohlmeisen, aber auch Blaumeisen und Haubenmeisen, sind sehr hektisch. Und diese eine Meise saß immer wieder längere Zeit auf einem Zweig. Sie hat sich umgeschaut, den Wind durch die Federn pusten lassen, ist ein kleines Stück weiter geflogen und dann saß sie wieder eine Weile da. Ich fand das nicht unsympatisch. Die Meise sah irgendwie gechillt aus.
Eines Morgens, als ich in den Garten kam, flitzte mir dann plötzlich eine Kohlmeise vor die Füße und zischte vom Beet an die Hauswand. Dort hat sie versucht, sich zwischen den Töpfen zu verstecken. Also habe ich messerscharf geschlossen, dass mit dieser Meise wohl etwas nicht stimmen konnte. Zudem ist mir in dem Moment auch die “gechillte” Meise von vor ein paar Tagen wieder eingefallen. Vielleicht war sie ja gar nicht freiwillig so ruhig, dachte ich bei mir. Vielleicht ist das ein und die selbe Kohlmeise und sie war da schon krank?
Die Wildvogel-Auffangstation
Jedenfalls habe ich der kleinen Meise erst einmal Futter an die Hauswand gelegt. Ich hatte noch etwas Winterfutter. Das soll angeblich proteinhaltig sein. Außerdem gab es Erdnuss- und Sonnenblumenkerne. Von den Erdnusskernen hat sie auch gleich etwas gefressen. Das sah ja schonmal ganz gut aus.
Dann habe ich die Wildvogel-Auffangstation angerufen. Dort hat man mir ein paar Tipps gegeben, wie ich die Kohlmeise am besten fangen kann. “Ein Handtuch drüber werfen, geht zum Beispiel gut”, haben sie gesagt, “oder mit einem Kescher. Aber den werden Sie wohl nicht haben.” Doch, ein Kescher ist in unserem Haushalt vorhanden, Handtücher natürlich sowieso. Aber irgendwie ahnte ich, dass das mit dem Einfangen nicht so einfach werden würde. Denn trotz allem war die Kohlmeise noch relativ agil.
Sie “graste” fortwährend das Beet …
… und den Rasen nach Fressbarem ab.
Wie fängt man eine Kohlmeise?
Und tatsächlich, es wurde schwierig, die Kohlmeise zu fangen. Sobald ich draußen war und den Kescher in die Hand nahm, war sie weg. So konnte ich auch sehen, dass flattern offensichtlich noch ging. Sie kam nicht hoch und nicht weit, aber weit genug um außer Reichweite des Keschers zu kommen. Herumhetzen wollte ich sie nun auch nicht, und verletzen erst recht nicht. Also habe ich sie erst einmal wieder in Ruhe gelassen.
Eine gute Gelegenheit habe ich mir dann später noch entgehen lassen. Da saß die Kohlmeise ziemlich dicht an der Küchentür auf der Wiese. Mit ein bisschen Glück hätte ich vielleicht unbemerkt einen Schritt aus der Tür treten und den Kescher über sie stülpen können. Warum ich es nicht probiert habe, weiß ich nicht. Jedenfalls kam so eine gute Gelegenheit nicht wieder.
Am Nachmittag wollten wir es dann zu zweit versuchen. Doch da war die kleine Meise weg. Sie war einfach nicht mehr auffindbar. Wir haben unter jede Pflanze und hinter jeden Topf geschaut. Doch es änderte sich nichts. Sie blieb einfach verschwunden.
Am nächsten Morgen war sie wieder da. Mein Mann hat sie zwischen den Töpfen entdeckt. Und ein bisschen später saß sie aufgeplustert im Beet. Nun aber, dachten wir. Ein Karton stand natürlich schon bereit.
Als wir raus kamen, sah man, dass die kleine Kohlmeise noch geschwächter war als am Tag zuvor. Trotzdem war es gut, dass wir zu zweit waren. Alleine ist es doch recht schwierig, so einen Vogel, der sich ja nicht fangen lassen will, einzufangen. Gemeinsam, mit einem Kescher und einem alten Kopfkissenbezug haben wir es dann aber doch sehr schnell geschafft. Dann ging es für die Meise ab in den Karton. Den Boden des Kartons hatte ich mit Küchenkrepp ausgelegt. Den Karton haben wir dann erst einmal in einen ruhigen Raum gestellt.
Zu fressen und zu trinken braucht sie erst einmal nichts, haben mir die Expert:innen von der Wildvogel-Auffangstation am Tag vorher schon erklärt. Auch über Nacht nicht. Erst einmal sei für die Kohlmeise nur Ruhe und Wärme wichtig.
Etwas später bin ich dann mit der Kohlmeise zu Auffangstation gefahren und habe sie dort abgegeben. Allerdings muss ich sagen, ich wäre fast mit einem leeren Karton losgefahren. Denn obwohl wir den Karton zugemacht und mit einem Tuch bedeckt hatten, ist sie daraus entwischt. Zunächst habe ich es gar nicht bemerkt. Aber dann habe ich mich gefragt, was in dem Raum so raschelt. Ich glaubte meinen Augen kaum, die Kohlmeise hüpfte von Blumentopf zu Blumentopf! Also musste ich sie noch einmal fangen. Das ging zwar nun wirklich sehr schnell, aber auch das hätte ich ihr gerne erspart.
Am nächsten Tag habe ich bei der Wildvogel-Auffangstation angerufen. Und vielleicht ahnt ihr es schon. Ich jedenfalls habe es geahnt. Wenn ich auch etwas anderes gehofft hatte. Leider ist die kleine Kohlmeise noch am selben Nachmittag in der Auffangstation gestorben. Sie war einfach schon zu dünn und zu geschwächt.
Was ihr tun könnt
Was ihr tun könnt, wenn euch einmal etwas Ähnliches passiert: Ruft bei einer Auffangstation an. Die gibt es inzwischen fast überall. Und es gibt sie nicht nur für Vögel. Auf der Seite des Wildtierschutz-Deutschland e. V. findet ihr eine Linkliste. Egal ob für Bilche, Igel, Rehe, Vögel … Für fast alle Tiere gibt es Ansprechpartner oder Webseiten, wo ihr euch Rat holen könnt. Außerdem könnt ihr dort nach Adressen in eurer Nähe über die Postleitzahl suchen.
Wenn es sich um scheue und schnelle Tiere handelt und es irgendwie geht, holt euch Hilfe, um das Tier zu fangen. Zu zweit geht es wirklich sehr viel besser.
Lasst kranke und schwache Tiere, die euch nicht verletzen können, nicht einfach liegen. Kümmert euch, es ist einfacher als man denkt.
Wenn es sich um größere Tiere handelt, die in ihrer Angst noch Kraft entwickeln und euch treten oder beißen könnten, holt euch noch vor Ort Rat von Expert:innen. Wir sind ja eigentlich nie und nirgends ohne Smartphone unterwegs. Da sind Informationen meist schnell ab- und Hilfe angerufen.
Ich weiß nicht, wie oft ich in den drei Tagen, in denen ich Kontakt zur Wildvogel-Auffangstation hatte, gehört habe “Bewahren Sie sich das” und “Danke, dass Sie sich kümmern”. Es gibt immer mehr Menschen, denen kranke Tiere nicht egal sind. Doch leider gibt es immer noch zu viele, bei denen das anders ist.
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Wir sind wieder verlinkt: Der Naturdonnerstag, Ein Fachwerkhaus im Grünen.
13. Mai 2021 um 21:10
Hallo Silke, ich finde es prima, dass du dich um die Meise gekümmert hast. Da hätte ich auch versucht, ihr zu helfen. Da wir einen kater haben, habe ich sogar schon eine meise vor ihm gerettet, aber manchmal ist er schneller. Zum Glück wird er älter und der Jagdtrieb lässt nach. Nun findet er nur noch Heuschrecken, die er liebend gern verspeist! Liebe Grüße Kalle
13. Mai 2021 um 21:52
Hallo Kalle, wir hatten früher auch eine Katze und mussten so manches Tier vor ihr retten. Nicht nur Vögel. Aber auch wir waren manchmal zu spät. So ist das eben. Man kann nicht immer etwas tun.
Liebe Grüße
Silke
13. Mai 2021 um 11:53
Ach was für eine traurige Geschichte. Es ist so schade, dass es die Meise nun doch nicht geschafft hat.
Ähnliches habe ich schon mit zwei Igeln erlebt. Tierarzt, Spritzen, Verbände usw. und dann sind sie doch verendet. Aber wenn man mit kranken Tieren konfrontiert wird, versucht man eben immer zu helfen.
Liebe Grüße
Arti
13. Mai 2021 um 15:14
Liebe Arti, oft ist es ja auch so, dass sich die Tiere erst durch die Umgebung, die wir Menschen geschaffen haben, verletzt haben. Stichwort Straßen, Fenster, Mähroboter … Ich finde, dann sollten wir auch die Verantwortung dafür übernehmen.
Liebe Grüße
Silke
13. Mai 2021 um 11:30
Hallo liebe Silke,
ich würde da der Natur ihren Lauf lassen. Warum müssen wir Menschen überall eingreifen? Auch wenn es uns nahe geht, krank werden und sterben gehört auch bei den Tieren zum Leben. Inzwischen lässt man es längst zu, dass Störche überzählige Junge, die einfach zu schwach sind, aus dem Nest stoßen. Selbst, wenn eine Webcam ein solches Nest überwacht und man eingreifen könnte.
Liebe Grüße – Elke
13. Mai 2021 um 15:09
Liebe Elke, wenn wir der Natur grundsätzlich ihren Lauf ließen, würde ich dir zustimmen. Aber das tun wir ja nicht. Ich finde, der Natur ihren Lauf zu lassen ist keine Einbahnstraße. Doch wir nehmen den Tieren immer mehr Lebenraum, zerstören ihre Lebensgrundlage und bauen ihnen Hindernisse auf. Stichwort Straßen, verglaste Gebäude, zerstörte Nistplätze … Und wenn ein Vogel gegen unsere Fenster fliegt? Lassen wir dann auch der Natur ihren Lauf? Wo fängt das an, wo hört das auf? Bedeutet “der Natur ihren Lauf lassen” ausschließlich, kranke Tiere sterben zu lassen. Und wenn ich Vögel, Igel … füttere?
Oft ist es auch so, dass wir bei einem größeren Tier eher eingreifen würden als bei einem kleineren. Ein kranker Greifvogel … lässt man ihn liegen?
Früher wäre ich eher bei dir gewesen, inzwischen habe ich mich entschlossen, in bestimmten Situationen zu reagieren. Dazu gehört aber ganz sicher nicht deine beschriebene Storchennest-Situation. Da würde ich auch niemals eingreifen.
Ein schwieriges Thema zum Wochenende :)
Liebe Grüße
Silke
13. Mai 2021 um 8:32
Liebe Silke,
eine berührende Geschichte über die Kohlmeise hast du uns mitgebracht.
Beherzt hast du das getan, was sinnvoll ist, um der Meise zu helfen.
Zwar hat es sie am Ende in der Wildtierauffangstation nicht mehr geschafft, aber nicht immer kann man alle Tiere retten, so gerne man es sich auch wünschte.
Wir haben auch schon allerlei Vögel zur Auffangstation gebracht, zuletzt einmal einen Mäusebussard, der während des Transportes in einem großen Käfig ganz schön rebellierte.
Liebe Grüße und ich wünsche ich dir einen schönen Feiertag
Christa
13. Mai 2021 um 11:14
Liebe Christa, dass ein Mäusebussard rebelliert kann ich mir vorstellen. Schon die Meise saß nicht still in ihrem Karton. Aber ein Bussard hat da ja noch einmal ein anderes Kaliber.
Liebe Grüße und auch dir einen schönen Feiertag
Silke
8. Mai 2021 um 10:00
Liebe Silke,
was für eine Geschichte, das geht mir Nahe. Toll, dass Du Dich um die Maise gekümmert hast, und schade, dass es zu spät war. Ich habe im Garten auch schon Vögel aufgelesen, um ihnen dann Ruhe zu verschaffen, es ging ihnen nicht gut. Zweimal haben sich die Vögel erholt und sind dann weggeflogen. Einmal hat es leider nicht geklappt und der Vogel ist gestorben. Vielen Dank auch für den Tipp mit der Wildvogel Auffangstation, denn meistens fühle ich mich ziemlich hilflos.
Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
8. Mai 2021 um 18:33
Lieber Wolfgang, ja, man weiß eigentlich manchmal gar nicht, was man machen soll. Aber inzwischen wusste ich, dass es eine Auffangstation gibt. Und wenn man den Vogel dort nicht hinbringen kann, sagen sie einem, wie man sich verhalten soll und was man machen kann. Das ist ja oft auch schon eine Hilfe.
Euch auch ein schönes Wochenende.
Liebe Grüße
Silke